Der Integration in den Beruf kommt während der Behandlung eine besondere Bedeutung zu. Im Vorgespräch und in der Aufnahmephase erfolgt eine Besprechung des bisherigen Berufslebens. Dabei werden derzeitige Funktionseinschränkungen und gesundheitlicher Probleme berücksichtigt. Ziel ist eine realistische Umsetzung von arbeitsbezogenen Zielen im Rahmen der Praktikumsphase. Es werden Ängste vor Über-, aber auch Unterforderung abgebaut. Konflikte mit Arbeitskollegen, Vorgesetzten oder Arbeitgebern werden zum Thema gemacht und Bewältigungsstrategien erprobt. Einkaufen gehen, die Selbstversorgung, Gruppengespräche und notwendige Arztbesuche und Behördengänge gelten als weitere wesentliche Schritte, die Anforderungen des Alltags wieder selbst zu bewältigen. Häufig gelingt es in der zweiten Praktikumsphase gezielter, den beruflichen Fähigkeiten entsprechend, einen Arbeitsplatz zu finden, der gegen Ende der Adaptionsphase in eine feste Anstellung mündet. Durch unsere guten Kontakte zu Ämtern können dort, wo es notwendig ist, entsprechende Leistungen beantragt werden. Die Arbeitsagentur Bensheim und das Job-Center Heppenheim helfen durch vielseitige Angebote, so dass Fragen von Wiedereingliederungshilfen bis hin zu Berufsförderungsmaßnahmen und weitere Finanzierungen (z. B. des Führerscheins) besprochen werden können Zur sozialen Integration gehören auch Maßnahmen der aktiven Freizeitgestaltung mit dem Wiederaufbau sozialer Beziehungen, der Pflege von Freundschaften, dem Besuch von Veranstaltungen und der regelmäßigen Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. Computerschulung in der Einrichtung und Bewerbungsgespräche als Lerntraining mit Vorgesetzten aus externen Betrieben sollen die Voraussetzungen für einerfolgreiches Praktikum und die Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis begünstigen und erweitern. Es ist unser Ziel, darauf zu achten, dass alle Arbeitspraktika zur weiteren Klärung und Stabilisierung der Gesamtsituation des einzelnen Patienten beitragen und eine Aussage zur Leistungsfähigkeit ermöglichen
Unser Behandlungsangebot
Therapie
Ein weitgehend auf Selbstständigkeit ausgerichtetes Adaptionskonzept erfordert Begleitung, Unterstützung und eine regelmäßige Auseinandersetzung der Patienten mit sich und den im Lebensalltag gesammelten Erfahrungen. Vorrangig werden Themen aus den Bereichen soziales Verhalten, Beziehungen, Kontakte, Erlebnisse aus dem Adaptions- und Arbeitsalltag sowie Formen der Freizeitgestaltung ausgetauscht und beraten. Körperliche Belastungen, Durchhaltevermögen, realistische Leistungseinschätzungen und Erfahrung mit abstinentem Leben sind Inhalte der Gruppengespräche. Seelische Belastungen oder Konflikte bei der Arbeit und im familiären Bereich ohne Suchtmittel zu bestehen, ist Thema und Ziel. In der Auseinandersetzung mit der Realität außerhalb einer Klinik wird hier die eigene Persönlichkeit sichtbar, zeigen sich ihre Grenzen wie auch ihre Stärken. In der Therapiegruppe fördert gerade die Vielfalt der unterschiedlichen Charaktere die Wahrnehmung und Annahme der eigenen Person und die Tolerenz gegenüber anderen. Das gemeinsame Erkennen der Verflechtung von Persönlichkeit und Funktion des Suchtmittels bietet die Grundlage für erfolgreiche Rückfallvorsorge.
Einzeltherapie
Ebenso wichtig ist der Austausch über aktuelle Krisenund die Unterstützung bei der Entwicklung und Umset-zung der Therapieziele. Auch Gespräche mit Ange-hörigen werden im Einzelfall durchgeführt, um gemein-sam Strategien künftiger Lebensweisen zu erarbeiten.Patienten und Therapeuten versuchen gemeinsam,neue Wege und Lösungen zu finden, die ein selbst-verantwortliches Handeln stärken. Dabei wird auf dieIndividualität des Einzelnen eingegangen. In der Einzeltherapie werden Stärken und eine realisti-sche Selbsteinschätzung herausgearbeitet und in dieindividuelle Zukunftsplanung mit einbezogen.
Sozialberatung
Soziale Fragen sind ein weiterer Schwerpunkt der Behandlung. Sie dienen zur Förderung, Unterstützung und Befähigung auf dem Weg in ein suchtfreies Leben. Dabei wird individuell auf Ziele und Ressourcen eingegangen. Insbesondere folgende Probleme und Trainingsfelder sind Bestandteil der Sozialberatung:
- Hilfestellung im Umgang mit Servicestellen (z. B. Arbeitsagentur, Sozialamt, Wohnungsamt)
- Hilfe bei der Wohnungssuche und Umzugsfragen
- Hilfe bei der Möbelbeschaffung
- Kontakt mit ehemaligen und zukünftigen Vermietern
- Training im Umgang mit Geld
- Regulierung von Schulden
- Kontaktaufnahme mit Justizbehörden bei Bedarf Vermittlung in weiterführende Beratung
Ärztliche Versorgung
Der Arzt in der Adaption stellt bei der Aufnahme, den regelmäßigen Sprechstunden und in der Entlassungsphase das individuelle Leistungsvermögen fest. Die Therapieplanung findet unter Mitarbeit des Arztes im multiprofessionellen Team statt. Auf diese Weise wird ein ganzheitlicher Ansatz der beruflichen, gesundheitlichen und sozialen Reintegration gesichert. Regelmäßige ärztliche Sprechstunden in der Rehaeinrichtung oder bei niedergelassenen Ärzten dienen der Behandlung von Folgeerkrankungen, der Begleitung und Überwachung körperlicher Belastungen und der Stabilisierung neu gewonnener Gesundheit. Die sozialmedizinische Begleitung ist in der Adaptionsphase entscheidend, da Auswirkungen der beruflichen Über- oder Unterschätzung entgegengewirkt wird. Die Unterstützung bei arbeitsbezogenen Maßnahmen und Hilfen bei Krisen gehört zur Aufgabenstellung des medizinischen Bereichs.
Berufs- und Arbeitsalltag
Aufgabe der Wiedereingliederung und Rehabilitation ist die Rückkehr in einen Berufs- und Lebensalltag, der dem Einzelnen, seinen Erfahrungen, Lebenszielen und Bedürfnissen am nächsten kommt. Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Betrieben und Einrichtungen zusammen. Dazu gehören:
- Handwerkliche Betriebe
- Dienstleistungsbetriebe (z. B. Banken, Versicherungen)
- Einrichtungen der Gesundheitspflege (z. B. Altenheime, Krankenhäuser)
- Betriebe der Kommunikationstechnik
- Fach- und Einzelhandel andere Firmen in der Umgebung
Betriebe, die mit uns zusammenarbeiten, stellen immer wieder von Neuem Praktikumsplätze zur Verfügung. Wir schließen daraus, dass die Patienten auf ihrem Weg in eine abstinente Zukunft gern gesehene Mitarbeiter sind. Unsere Erfolge in der Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse bestätigen dies. Für die Fahrt ins Praktikum stehen den Patienten Fahrräder zur kostenlosen Benutzung zur Verfügung.
Betriebsgespräche
In Betrieben können Arbeitsmarktbedingungen im Gespräch mit Vorgesetzten erfahren und verarbeitet werden. Persönliche Neigungen sollen erprobt, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbereitschaft trainiert und im Einzelfall auch eine berufliche Neuorientierung über die Erfahrungen aus dem Arbeitsmarkt eingeleitet werden. Begleitende Gespräche und ein Bilanzgespräch in der Firma dienen der Reduzierung von Fehlentwicklungen und der Förderung und Stabilisierung persönlicher Fähigkeiten und Neigungen.
Gruppenabend der Selbsthilfe
Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe gehört zum Basisprogramm der Adaption. Gespräche in der Selbsthilfegruppe dienen:
- Der Stabilisierung psychosozialer Gesundheit
- Der Stärkung von Selbstbewusstsein
- Dem Training sozialer Gemeinschaft und dauerhafter Beziehungen
- Der Freizeitgestaltung
- Dem Erfahrungsaustausch
Seelsorge
Begleitet werden die Patienten auch von einem Seelsorger, der in den Aufgaben der Selbsthilfe und der Behandlung von Suchtkranken erfahren ist und in freiwilligen Einzel- oder Gruppengesprächen Anregungen zu Sinnfindung und persönlicher Wertschätzung vermittelt. Innere Stabilität fördert eine Versöhnung mit sich und anderen.
Wohnen und Freizeit
Soziale Integration heißt Brücken aufbauen, Beziehungen beleben und Verantwortung übernehmen. Wanderungen, Radtouren und Kegelabende fördern Geselligkeit und Gemeinschaftserleben. Auf freundlich gestalteten Etagen stehen in der Adaptionseinrichtung Einzelzimmer und Gemeinschaftsräume zur Verfügung. Die Wohnzimmer sind mit TV und Kabelanschluss ausgestattet. In den Küchen verfügt jeder Einzelne über ein persönliches Kühlschrank- und Tiefkühlfach. Der Hauswirtschaftsraum bietet eine Waschmaschine, einen Wäschetrockner und eine Bügelstation. In den Patientenzimmern wird nicht geraucht. Auch eines der Wohnzimmer ist rauchfrei. Auf jeder Etage steht ein Fernsprecher zur Verfügung. Zur Nutzung des Internet, insbesondere für die Arbeits- und Wohnungssuche, stehen PC´s mit Internetanschluss bereit. Eigene Fernsehgeräte, Handys und Computer können genutzt werden. Ausgänge sind werktags bis 22.30 Uhr und an Wochenenden bis 23.00 Uhr möglich.
Haushaltsführung
Im Rahmen der Tagesstrukturierung spielt die Beratung bei der Haushaltsführung eine wichtige Rolle neben dem Praktikum und der Gestaltung von Freizeit. Für die Aufgaben innerhalb der Hausgemeinschaft der Adaption werden die Patienten von einer Mitarbeiterin beraten und unterstützt. Darüber hinaus werden während der Behandlung Fragen zu sinnvollem Einkaufen und wirtschaftlicher Haushaltsführung regelmäßig bearbeitet. Auch der richtige Umgang mit Haushaltsgeräten und Grundlagen der Wäschepflege werden vermittelt.
Informationen zur Aufnahme
Das regionale Adaptionsangebot ist für suchtkranke Frauen und Männer geeignet, die in einer Fachklinik eine Entwöhnungsbehandlung durchgeführt haben oder über ein genügendes Maß an Therapieerfahrung und Abstinenzstabilität verfügen, so dass nach ausreichender Entgiftung und Motivationsbehandlung in einem psychiatrischen Krankenhaus eine Aufnahme in die Adaption möglich ist. Kommen Patienten aus persönlichen Gründen aus weiter entfernten Kliniken, sind wir bei der Ansiedlung an der Bergstraße behilflich. Nach persönlicher oder schriftlicher Kontaktaufnahme erfolgt ein Vorgespräch in der Einrichtung zur Abklärung offener Fragen und Erwartungen und zum gegenseitigen Kennenlernen.Der/die Bewerber/-in erhält außerdem alle Unterlagen, die zur persönlichen Entscheidung notwendig sind. Nach Eingang einer Kostengenehmigung erfolgt die Aufnahme.
Unser Reha Team
Facharzt, psychologischer Psychotherapeut, Suchttherapeutinnen VDR, Sozialpädagoginnen und Sozialarbeiterinnen, Hauswirtschafterin, Seelsorger, Verwaltungsmitarbeiterin, und erfahrene Mitarbeitende in den Abendstunden und am Wochenende.